Um auch den letzten Rest Dynamik und damit Bildqualität aus dem Sensor zu kitzeln, ist ETTR technisch gesehen Pflicht - weil der Anteil des Rauschens am Bildsignal dadurch verringert wird. Man kann ETTR auch mit dem "Aussteuern" bei einer Audioaufnahme vergleichen. Auch hier versucht man, möglichst nahe an den digitalen Nullpegel heranzukommen (ab dem das Audiosignal übersteuern/clippen würde), damit das Rauschen möglichst wenig Anteil am gesamten Audiosignal hat.
Bei ETTR geht es also nicht darum, in der Kamera ein ansehnlich belichtetes Bild zu erzeugen, sondern so wenig Rauschen wie möglich aufzuzeichnen. Wer dagegen die Kür wählt und nach Mittelgrau belichtet, bekommt zusätzliches Rauschen und damit weniger nutzbare Bildinformation für die Nachbearbeitung.
Dies wird immer wieder so zitiert, bedarf aber wohl einer differenzierteren Betrachtung:
dunkle Szenen mit geringer SignalDynamik (zB keine Lichtquelle im Bild) nutzen den Signalbereich oft nicht aus.
Im Histogramm ist das Signal-Event dann recht schmal. Hier bringt es nix, alles bis vor den rechten Anschlag aufzudrehen,
wenn mehr Belichtung mehr Verstärkung bedeutet (ISO od GAIN hochsetzen). In diesem Fall wird das Rauschen verstärkt!
Anders bei ausreichender Beleuchtung: wenn man noch BlendenReservere hat (und nicht auf die Tiefenschärfe angewiesen ist)
wird man sicher eher aufblenden als GAIN zu erhöhen und nach rechts schieben.
Oder länger belichten wenn man aktuell kurze Belichtung eingestellt hatte.
Die Analogie zum Audio-Aussteuern (aus Analogzeiten) stimmt auch nur bedingt:
ist im Schaltungsbereich "vorne" (Vorverstärker VOR Pegelsteller) bringt hohe Aussteuerung bei geringen Dynamikumfang nix,
weil dann das Eigenrauschen der Vorstufen (incl ADC) mit hochgezogen wird.