Axel hat geschrieben: ↑Fr 05 Jan, 2024 11:05
iasi hat geschrieben: ↑Do 04 Jan, 2024 20:58Bieten deutsche Filme denn denselben Production-Value auf der Leinwand, wie internationale Produktionen?
Man sieht deutschen Filmem meist sehr deutlich ihr geringes Budget an - meist kommen sie bieder und einfach daher.
Nietzsche hat geschrieben:Aber die deutsche Küche überhaupt – was hat sie nicht alles auf dem Gewissen! Die Suppe vor der Mahlzeit (noch in venetianischen Kochbüchern des 16. Jahrhunderts alla tedesca genannt); die ausgekochten Fleische, die fett und mehlig gemachten Gemüse; die Entartung der Mehlspeise zum Briefbeschwerer! Rechnet man gar noch die geradezu viehischen Nachguß-Bedürfnisse der alten, durchaus nicht bloß alten Deutschen dazu, so versteht man auch die Herkunft des deutschen Geistes – aus betrübten Eingeweiden... Der deutsche Geist ist eine Indigestion, er wird mit nichts fertig.
Ich würde unterscheiden zwischen Budget und Mentalität. Deutsche lieben nicht ihre biedere Art, sondern das Gegenteil davon, den Widerspruch dazu. Manta Manta ist ein romantisches (romantisch= typisch deutsch) Rebellentum aus der neidischen Sicht des Biedermanns. Das Vereinswesen der Auto-Klub-Pseudo-Rebellen mit Schweiger als liebenswert sein sollendem James-Dean-Verschnitt, was man mit 60 wahrscheinlich tatsächlich nur noch mit Alkohol ertragen kann. Die Österreicher, die einen Teil desselben Ballasts mit sich tragen, besitzen mehr Sinn für Ironie und weniger Romantik. Das macht ihre Filme besser, und es hat nichts mit Budget zu tun. Die Polen machen auch Filme mit vergleichsweise magerem Budget, und die sehen oft toll aus.
iasi hat geschrieben: ↑Do 04 Jan, 2024 20:58Grading ist z.B. rudimantär. Filmsprachliche Umsetzung höchstens im Ansatz erkennbar. ... Denn es fehlt an Zeit - für die Entwicklung, Vorbereitung, die Postproduktion und den eigentlichen Dreh.
Look und filmsprachliche Mittel ergeben sich aus dem Konzept. Wenn es richtig läuft, dann ganz natürlich. Wenn du den besten Coloristen der Welt und den besten DP und besten Cutter an Manta Manta lässt, nachdem du das Budget verzehnfacht hattest, wird daraus trotzdem kein guter Film. Das Problem des deutschen Films ist nicht das fehlende Geld, auch nicht das fehlende Talent, es ist der fehlende Sinn für Kino.
Was kann man tun? Keine Ahnung. Wer aber zum zigsten Mal unter denselben Ausgangsbedingungen (öffentliche Filmgängelung) einen besseren Ausgang erwartet, dem ist halt nicht zu helfen.
Was soll denn dieser "Sinn für Kino" sein?
Die Polen arbeiten anders mit dem vergleichbaren Budget. Du hast in D die Kosten die sich gern an den USA orientieren - man strebt immer an, den Arbeitsweisen von Hollywood nachzueifern. Das gelingt natürlich mit dem deutschen Budget nicht.
Was früher gelang, war ein eigener Weg, bei dem die Leute versuchten, aus den begrenzten Mitteln etwas besonderes zu machen.
Heute ist der ganze Filmbetrieb enorm eingefahren und steuert wie auf Schienen dem Abgrund entgegen. Die Filmförderung ist genau darauf ausgerichtet.
Dabei sollte man eher daran ansetzen, die Gewinnaussichten für deutsche Produktionen zu erhöhen. Das fängt schon damit an, dass überhaupt mal Kinoleinwände zur Verfügung stehen.
Man muss sich doch nur das IMAX-Programm anschauen: Kein Platz für deutsche Filme.
Wie will man denn private Investoren dazu bringen, ihr Geld in odentliche Filmproduktionen zu stecken, wenn sie keine Gelegenheit haben, dieses auch mit Rendite zurückzuerhalten.
Scheinbar sichere Nummern bekommt man nach dem Abklopfen aller Fördertöpfe finanziert:
- Fortsetzungen schon erfolgreicher Filmchen.
- Ableger von erfolgreichen und kultigen TV-Sendungen
- Verfilmungen von erfolgreicher (Trivial-)Literatur mit Minimalbudget
- Und natürlich die Drittes Reich und Weltkriegsfilme
Dann gibt´s noch die geförderten Koproduktionen, die dann im TV erst richtig ausgewertet werden.
Wirklich große und inovative Produktionen, die dann auch die Basis für weitere solcher Produktionen darstellen könnten, sucht man seit Jahren vergeblich.
Welcher deutsche Produzent bekommt denn heute noch ein Budget von 30 Mio.€ für einen in D gedrehten Film zusammen?
Wenn Netflix 20 Mio.$ für einen dann zumeist in Tschechien gedrehten deutschen Film (Im Westen nichts Neues) ausgibt, ist das dann schon eine große Ausnahme.
Für 1917 standen 95 Mio.$ zur Verfügung - und der spielte dann an den Kinokassen auch 385 Mio.$ ein, bevor er bei den Streamingdiensten landete.