cantsin hat geschrieben: ↑So 02 Mai, 2021 13:31
Oh Mann, langsam glaube ich, dass wir hier an einem Altherren-Stammtisch sitzen!
Bei mir: Sinclair ZX81 -> Atari ST (auch ohne Festplatte) -> Mac (MacOS 7, Motorola) -> Linux (ab Kernel 2.0/Debian 1.3) in agnostischen Kombis mit Windows + Mac OS.
endlich einmal etwas, wo einem die langsam immer grauer werdenden, aber zumindest noch immer genauso langen und widerspenstigen, haare zum vorteil gereichen! ;)
bei mir war es nämlich noch MacOS 6 -- also noch vor der multitaskingfähikeit --, bald aber natürlich auf dem 68030 AUX und MPW (=macintosh programmers workshop) auf OS 7, was beides bereits fast so faszinierend war wie das frühe linux.
letzteres hab ich dann allerdings auch lange vor dem offizellen erscheinen der kernel version 1.0 kennengelernt.
konkret hat sich das so abgespielt, dass irgendwann einmal auf einem unserer point-treffen unter wiener fido-net-kumpanen, ein gewisser c.m. (der ein paar jahre später als ersten kommerzieller internetprovider für privartkunden hier in österreich in erscheinung getreten ist) dem a.t. (in dessen wohung damals ein ganzes zimmer voller telefonmodems den kern unserer spielereien bzw. die anknüfung an das weltweite fido-net gebildet hat, und der später leitend für die landesweite domainverwaltung und die mail server der uni-wien verantwortlich war, aber auch heute noch eine ganz zentrale rolle bei der absicherung und krisenbewältigung im nationalen wissenschaftsnetz und zentralen internetknoten spielt) eine kleine packung mit 3.5" diskettten zugeschoben hat -- so wie man sonst eher nur irgendwelche glücklichmachenden rauschmittel freundschaftlich geteilt hat --, und dazu gemeint hat: "das musst du unbedingt ausprobieren: linux!"
obwohl ich das eigentlich nur am rande mitbeobachtet hab, war natürlich auch meine neugierde geweckt, was sich damals aber leider, trotz SLS (= linux soft landing system), noch nicht ganz so einfach und benutzerfreundlich gestaltet hat, aber dafür hat man auf diesem weg wenigstens fast unvermeidlich auch als anwender ordenlich C programmieren gelernt. ;)
in meinen fall hat sich dann mehr od. weniger durch einen zufall eine weitere wende ergeben, die praktisch mein ganzes weiteres leben bestimmt hat:
ich bin wieder zurück in meine provinzheimat und wollte eigentlich nur mein philosophiestudium an der dortigen uni endlich zu einem abschluss bringen, aber dabene halt auch mit meiner freundin chatten, die in der ferne auf mächtigen SGIs in den EDV-labs der architektur als 3D- und visualisierungsexpertin ihr unwesen getrieben hat. so bin ich dann irgendwann zum ZID (zentralen informatikdienst) der hiesigen uni gepilgert, um mir einen account auf deren servern zu beschaffen. dort war man aber den geisteswissenschaftern gegenüber nicht besonders wohlwollend gesinnt, weil die großen zentralen server gefälligst dem ernsthaften rechnen im zusammenhang mit naturwissenschaftlichen aufgabenstellungen vorbehalten bleiben sollten und nicht von irgendwelchen chaoten zweckentfremdet werden sollten. also hat man mich an einen wintzgen arbeitsraum für die geisteswissenschaftliche fakultät verwiesen, wo ein paar PCs herumgestanden sind, die praktisch nur als elektrische schreibmaschine genutzt wurden, um texte bzw. abschlussarbeiten zu verfertigen. der dort zuständige betreuer hat mich zuerst recht fragend angeschaut, als ich meinen wunsch geäußert habe, einen zugang zum internet zu bekommen. dann hat er aber gemeint, dass es zwar vielleicht möglich sein könnte, dass die geräte tatsächlich mit dem großen netz verbunden wären, weil sie ja zumindest alle mit einem stecker bzw. coaxkabel an der wand verbunden wären, aber ob man damit wirklich auch mit anderen geräten außerhalb kontakt aufnehmen kann, hat bisher noch niemand ausprobiert. so hab ich dann einfach das nötigste an software auf einem alten rechner im eck installiert und alle zum stauen gebracht, was mit diesen geräten ineuerdings möglich ist. und weil alle so fasziniert davon waren, hab ich dann irgendwann einen abendlichen studentischen vortrag über dieses noch völlig unbekannte "internet" gehalten, wo ich dann quasi aus schrott und augesmusterten alten geräten zu demonstrationszwecken einen kleinen linux-server mit einem der allerersten WWW-server weltweit aufgesetzt habe, um das ein bisserl realistischer vorführen zu können. dieses ding hat so wunderbar funktioniert, dass wir es nach diesem event auch einfach weiterlaufen lassen und alle damit spielen lassen haben. mit der zeit wollten dann auch immer mehr kollegen von außerhalb zugang zu diesem winzigen server, weil selbst die nutzung per telnet auf einer solchen unix-server wesentlich praktischer und angenehmer war als die VAX am ZID. so ist das ganze dann relativ schnell zum zweitgrößten server an der uni mit ein paar tausend aktiven benutzern und einigen telefonmeodems dran herangewachsen. ich selber bin damit ganz ungeplant auch immer mehr in die rolle eines systemadministrators hineingewachsen, auch wenn ich daneben vor allem künstlerische performances im netzumfeld mit gleichgesinnten realisiert habe. so ist dann irgendwann aus dieser ganzen geschichte auch ein spin-off entstanden, dass künstlern und kulturinitiativen ähnliche arbeitsmöglichkeiten bzw. adäquaten anbindung ans österreichischen wissenschaftsnetzwerk erlauben sollte -- eine einrichtung, die es bis heute gibt...
cantsin hat geschrieben: ↑So 02 Mai, 2021 13:31
Eigentlich nervt es nur noch, dass man wegen bestimmter Software bestimmte Betriebssysteme braucht, weil sich heutzutage eigentlich alle Software OS-unabhängig entwickeln lässt (es sei denn, sie ist wie z.B. FCPX hochgradig auf eine bestimmte Plattform optimiert, was aber fast nie der Fall ist).
meiner beobachtung nach haben sich großen betriebsysteme mittlerweile so weit aneinander angenähert bzw. von einander gelernt, dass die unterschiede kaum mehr der rede wert sind. es ist wirklich fast nur den strategischen überlegungen der hersteller überlassen, die kompatibilität ständig wieder ein wenig einzuengen od. zu verunmöglichen. mir ist es also in der praxis auch ziemlich gleichgültig, welche geschmacksrichtung jemand persönlich bevorzugt und nutzt. auch viele jener heutigen linux- und GNU-software-user, die nicht wirklich programmieren können, aber ihre laptops mit umengen an pinguin-stickern schmücken, sind mir längst kaum weniger suspekt wie unkritische markengläubige apple-, sony-, BMD- od. XY-modefetischisten.
für mich ist noch immer jene "freiheit", dinge tatsächlich abzuändern und erweitern zu können bzw. spezielle software und werkzeuge für künstlerische aufgabenstellungen entwicken zu können, für die es noch nichts fertiges käuflich in den regalen gibt, das wirklich spannende an freier software und offen betriebsystemen.
dinge einfach nur zu "benutzen" und nicht auch in ihren inneren gesetzten zu hinterfragen, widerspricht einfach jener ganz substanziellen bestimmung der kunst, die spätestens seit kants kritik der urteilskraft gerade in ihrer losgelöstheit von einem vorgegeben zweck bzw. der bloßen erfüllung von vorgegebenen zielsetzungen und interessen ein freies spiel praktizieren muss. nur damit kann sie eine vorbildwirkung bzw. alternativen zum restlich uns umgebenden zweck-rationalen alltagsgetriebe aufzeigen.