pillepalle hat geschrieben: ↑So 26 Dez, 2021 13:41
Ich verstehe euch immer noch nicht. Disco mit wechselnder Beleutung eine Herausforderung, weil sich das Licht ändert? 😂
Wenn Du mit der Situation oft zu tun hättest, würdest Du den Smilie wahrscheinlich nicht mehr setzen... (@nachtaktiv kann zu dem Thema auch viel beitragen.) Typische Situation: Du hast ein Konzert in einem Club bzw. einer kleinen Bühne, die mit verschiedenfarbigen Lichtern angestrahlt wird und bei der durch ein Lichtmischpult die Farben bzw. Farbmischung dauernd geändert wird, oft auch langsam und gleitend von einem Farbton zum nächsten. Wenn Du jetzt in Deinem Konzertvideo einen Schnitt machst, springt der Farbton, z.B. von einem dunkleren Magenta zu einem helleren Magenta mit beigemischtem Grün. Die nachträgliche Weissabgleichs-Korrektur per Raw-Tab ist hier das Mittel der Wahl, um diesen Sprung zu kaschieren. Manchmal kann man hier auch noch weiter gehen und z.B. verschiedenfarbig angestrahlte Musiker und Publikum durch den WB einander angleichen.
Wenn man in solchen Lichtsituationen mit 10bit-Kameras dreht, kann man echte Probleme kriegen. Erstens hat man in einem vielfarbig ausgeleuchteten Raum nirgendwo eine verlässliche WB-Referenz - und wenn man sie mit den eignen Augen glaubt gefunden zu haben (z.B. an einer Stelle, die relativ neutral ausgeleuchtet ist), stellt sich hinterher im Schnitt oft 'raus, dass der Augenschein trotzdem getrügt hat und man einen durchgehenden Farbstich im Material hat. Aber noch typischer ist, dass man die Kamera einrichtet und den WB einstellt, während noch Saallicht gesetzt ist, und dann plötzlich bei den ersten Musikakkorden das Licht komplett wechselt.
Es kommen weiteren Faktoren hinzu - weil sich seit einigen Jahren LED-Beleuchtung auf Konzertbühnen und in Clubs durchsetzt, hast Du auch Probleme mit Flackern und einem sehr engen Farbspektrum (da LED-Bühnenlicht nicht ansatzweise die Qualität von Video-LED-Licht hat). Je mehr Farbinformation die Kamera dabei einfängt bzw. nicht wegkomprimiert oder -interpoliert, desto besser.
Man kann den Weissabgleich doch genauso vorher, beim Debayern verändern? Und wenn man plötzlich beim Graden merkt, dass man doch eine ganz andere Farbe haben wollte, rendert man eben nochmal und übernimmt die Werte. Das ist doch kein ernstzunehmender Vorteil?
Du müsstest in diesem Fall vor dem eigentlichen Schnitt den Weissabgleich für alle Deine Clips bestimmen, ohne genau zu wissen, wie Du das Material schneiden wirst und welche Anschlüsse Du brauchst. Die einzig praktikable Lösung ist, das Material auf 1-3 Pauschal-WB-Werte zu setzen, dann in ProRes oder DNxHR 444 zu exportieren und darauf zu setzen, dass Du im Schnitt keine extremen WB-Korrekturen mehr brauchst. Falls doch, musst Du wieder einen neuen Roundtrip machen, zurück in Scratch, und bestimmte Clips nochmals mit anderen WB-Werten exportieren und dann wieder in die Resolve-Timeline einfügen. Das wäre IMHO aber ein ineffizienter und nerviger Workflow. Dann lieber das ProRes Raw-Material (um das es hier geht) mit dem neuen Tool nach CinemaDNG bringen [was in den meisten Fällen auch weniger Speicherplatz braucht als ProRes/DNx 444] und alles in Resolve erledigen.