Fangen wir mal mit den Hauttönen an:
angelicadass_photography-360x360.jpg
Und von welchem Hautton genau reden wir dann?
Ein paar davon liegen auf der Skintone Line im Vectorscope, die anderen daneben.
Sind die deshalb falsch?
Und was würde eine Graukarte vor dem Gesicht daraus machen?
Und aus jedem Gesicht kann ich mit der Pipette nochmal 10.000 verschiedene Werte raus messen.
Welcher Wert von welchem Hautton ist dann relevant?
Was ist wenn ich anderes Licht nehme, blau oder grün, oder nur leicht wärmer dann sind die alle nochmal verschieden.
Was Tageslicht betrifft, wie ich oben schon sagte, schwankt so genanntes "Tageslicht" im Laufe des Tages zwischen 2500K und 10000K.
Welchen Wert wollen wir dann da "ganz exakt" messen?
Was mich zur WB und dem Papier bringt - dieses weiße Papier wird im Laufe des Tages von dem schwankenden Tageslicht mit 2500K-10000K beschienen, es hat also bereits die richtige Färbung, passend zum Umgebungslicht (glit natürlich auch analog für einen Studio/Innen Dreh).
Wenn ich das Papier jetzt mit Gewalt auf reinweiß drehe, kommen natürlich alle anderen Farben entsprechend mit und sind somit falsch - das nennen manche dann einen "neutralen Startpunkt" für's Grading.
Damit es dann nicht mehr falsch aussieht, muß ich den Weißabgleich praktisch wieder rückgängig machen. Und was hab ich dann gewonnen?
Nichts davon macht irgendwie Sinn. Ich muß beim Dreh bereits wissen was ich will, eine kreative Entscheidung Treffen (also mein vielzitierter Gestaltungswille) und im Idealfall verstärke oder "poliere" ich die Wirkung nur noch in der Post.
Zusätzlicher Quatsch wie Color Checker Abgleich wirft dann auch och die mühsam vom Hersteller erarbeitete Color Science mit aus dem Fenster, und reduziert sie auf die schnöden Standard Farben eines McBeth Charts - Kamera spezifische LUTs, die ein Bild mit entsprechender Color Science erwarten, liefern danach natürlich ebenfalls falsche Ergebnisse. Früher (TM) wurde Filmmaterial mit viel Aufwand so gemacht, daß es gerade nicht die langweilige Realität abbildet sondern eine geschönte, idealisierte Version, so wie HiFi boxen ja auch "schön" klingen, und nicht linear und stur nur das 1:1 wiedergeben was man ihnen füttert.
Natürlich kann ich mich mit RAW (außer mit ProresRaw) im nachhinein umentscheiden und quasi verlustfrei aus einem kühlen ein warmes Bild machen.
Aber ich muß mich dann natürlich fragen, was zum Teufel ich mir am Set dabei gedacht habe.
Unterm Strich: Vergiss irgendwelche Werte zu messen, umzurechnen, einzutippen, numerisch präzise blah...
Einen kreativen Prozess kann man nicht durch irgendwelche vorgefertigte Zahlen-Rezepte ersetzen.
Dein ein Bauchgefühl ist es, was dich leiten muß. Es sagt dir ganz genau wann es richtig aussieht.
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