Aktuelles The Shut Up and Shoot Documentary Guide

The Shut Up and Shoot Documentary Guide

Was der von (nicht nur) uns hochgelobte DV Rebel´s Guide für Action-Filmer ist, möchte dies Buch gern für aspirierende Lowbudget-Dokumentarfilmer sein. Etwa zeitgleich mit jenem wurde es sogar geschrieben, und zwar zur Hälfte während täglichen langen U-Bahn-Fahrten. Entsprechend schwungvoll ist auch der Stil.

// 18:27 Di, 26. Aug 2008von
BildAnthony Q. Artis

The Shut Up and Shoot Documentary Guide


Verlag: Focal Press


brochiert - 296 Seiten - mit DVD


Sprache: Englisch


Erschienen: September 2007


ISBN: 0240809351


Preis: ca. 22 Euro



Leseprobe (pdf):


Kapitel 1 (Teil -- Getting started + Getting the Idea)



Website zum Buch mit Tipps und Checklisten




Was der von (nicht nur) uns hochgelobte DV Rebel´s Guide für Action-Filmer ist, möchte dies Buch gern für aspirierende Lowbudget-Dokumentarfilmer sein. Etwa zeitgleich mit jenem wurde es sogar geschrieben, und zwar zur Hälfte während täglichen langen U-Bahn-Fahrten. Entsprechend schwungvoll ist auch der Stil.



"Any Budget. Any Camera. Any Time" lautet der Untertitel des Buches, und er ist gut gewählt. Das Problem mit den meisten Lehrbüchern, so der Autor, ist ihr Anspruch, systematisch und allumfassend sein -- es macht sie zugleich umständlich und weltfremd. Sie gehen davon aus, wie etwas sein soll, und vergessen, daß die Realität meist anders aussieht. Sie überladen den Leser mit Dingen, auf die er achten muß, und schrecken Anfänger daher eher ab, als daß sie Mut machen. Ganz anders also hier: Mach Dir keine Sorgen darüber, daß Du nicht alles weißt (das wirst Du nie), warte nicht, bis Du eine bessere Kamera hast (sie ist nur ein Tool), und mach Dir vor allem keine Sorgen darüber, daß Dein Film sch***e wird -- er wird es mit Sicherheit. Hauptsache, der nächste Film wird weniger mies als der davor, dann stimmt die Richtung.



Die Herangehensweise spiegelt sich in den Kapiteln wieder. Klassischerweise würde zunächst einmal die Grundausrüstung des Dokumentarfilmers vorgestellt werden, dann wie man sie bedient, vermutlich gäbe es eine kleine Einführung, was denn dokumentarisches Arbeiten überhaupt bedeutet, möglicherweise nebst kurzem geschichtlichen Abriß. Nicht so hier. 15 Seiten zur Wahl der Kamera verstecken sich im Kapitel zur Preproduktion (Licht- und Tonausrüstung wird später behandelt), und zwar zwischen "Getting the Money" und "Getting the Crew". Letzteres sei ungleich wichtiger als die perfekte Technik, denn ein qualifiziertes Team, bei dem die Chemie und Einstellung stimmt, hat schon so manches aussichtslose Projekt gerettet. Überhaupt werden (anders als beim Rebel`s Guide, bei dem es ja hauptsächlich um technische Herangehensweisen geht) in diesem Buch auch "weiche" Faktoren angesprochen, beispielsweise eben was eine gute Crew ausmacht, wie man sie findet -- und wie man sie verpflegt: drei Seiten sind etwa dem Essen gewidmet, denn kaum etwas ist schlechter für die Stimmung am Set als ein hungriges Team.



Einige der Dinge, die im Buch angesprochen werden, wirken zwar scheinbar selbstverständlich, wie beispielsweise der Tipp, man solle nicht versäumen, regelmäßig seine Ausrüstung auf Vollständigkeit zu checken (vor und nach dem Transport, beim Packen nach einem Dreh uä.), oder daß es besser ist, selbst an wichtigen Stellen ein Interview kurz zu unterbrechen, wenn ein technisches Problem mit dem Ton oder Bild auftritt, auch wenn es peinlich ist (wenn man das Material nicht verwenden kann, ist schließlich alles umsonst). Doch genau damit bleibt der Autor seinem Anspruch treu, konkrete Hilfestellung für chaotische Drehsituationen zu geben. Viele der Fehler, vor denen er warnt, scheint er selbst im Laufe der Jahre gemacht zu haben ("If you want to avoid suicidal thoughts in the edit room, get lots and lots of cutaways"), oder es handelt sich um OPMs -- other people´s mistakes. Auch von diesen kann man gut lernen.



Der Realitätsanspruch zieht sich durch das gesamte Buch. Zwar wird immer zunächst erklärt, was optimal wäre, und wie man versuchen kann, diesen Zustand herbeizuführen -- etwa bei den Themen Drehgenehmigung, Versicherung etc. -- , doch für den Fall, daß sich dies aus praktischen oder finanzellen Gründen nicht realisieren läßt, werden Alternativen aufgezeigt mit all ihren Vor- und Nachteilen (der Down-and-dirty-Approach). Genauso herrscht bei den Praxistipps der Guerilla-Spririt (wie sich eine schlechte Raumakustik (bsp. Badezimmer) mit Decken verbessern läßt, um nur ein Beispiel zu nennen).



Leider klafft ein großes Loch dort, wo es um den Schnitt gehen müßte, als wären ein paar Kapitel auf dem Weg in die Druckerei aus dem Script gefallen: "The essence of a documentary is editing" -- und dann folgen nur noch Tips zum Loggen und Überlegungen, ob man selbst schneiden sollte oder wie man einen passenden Cutter findet. Hier darf man schon deutlich mehr erwarten, auch wenn der Titel nicht ausdrücklich "Shut up and shoot and edit" lautet...



Fazit: Super Leitfaden für die ersten Gehversuche im Dok-Terrain (street style) trotz Abzugspunkte für fehlende Montage-Infos


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