Pre-Visualisierung, Dreh, Motion Control, VFX
War es schwer, die Drehgenehmigung zu erhalten?
Wir haben mit Wiener Neustadt eine Partnerstadt gefunden, die sich auf den Humbug von uns eingelassen haben und uns auf dem hoch frequentierten Hauptplatz den Dreh ermöglichten. Allerdings gestaltet es sich immer etwas schwierig, den Hauptplatz einer Stadt für 3 Tage in Beschlag zu nehmen. Es blieb also bis zum letzten Moment spannend, ob wir tatsächlich in Wiener Neustadt drehen konnten. Dank dem Einsatz von ausserordentlichen Menschen hat dann doch alles geklappt. Das ist aber Teil des ganz normalen Wahnsinns, der zu einem solchen Dreh dazugehört. Beim Dreh selbst haben wir dann auch nichts als Support von den Einwohnern der Stadt erhalten und können uns glücklich schätzen, so warm empfangen worden zu sein mit diesem doch unkonventionellen Projekt.
Wie habt ihr das Licht kontrolliert bei dem gigantischen Außendreh?
In der Vorproduktion haben wir das Problem der Lichtverhältnisse zu Tode thematisiert. Vor allem weil es darum ging, die unterschiedlichen Plates, die zu unterschiedlichen Uhrzeiten gedreht wurden, in der Post wieder zusammenzufügen. Im Endeffekt haben wir versucht, das Licht so gut es ging mithilfe von klassischen Mitteln wie Butterflies etc. zu kontrollieren. Grundsätzlich muss man sagen, dass wir bei vielen Shots/Plates Glück hatten.
Der Rest wurde in der Post gefixt. Dass es dann doch so gut geklappt hat, ist aber den Diskussionen im Vorfeld zu verdanken. So haben wir alle Probleme durchgesprochen und wussten, auf was wir achten mussten. Unser runtergerockter Look half uns auch teilweise dabei, wetterbedingte Probleme zu kaschieren (z.B. hatten wir beim Nachdreh Regenplates, die auf trockene Plates passen mussten).
Im BTS sieht man das 19-90 Cabrio Fujinon -- wie waren die Erfahrungen mit dem Zoom? Weshalb habt ihr euch dafür entschieden? Kamen auch Festbrennweiten zum Einsatz?
Die Fujinon war die einzige Optik, die zum Einsatz gekommen ist. Wir haben sie ausgewählt, weil sie einen weiten Zoombereich abdeckt und für ihre Größe relativ leicht ist. Da mussten wir uns an das Motion Control System “CMOCOS” anpassen. Wir haben die Grenzen der Belastbarkeit mit dem Gewicht dieser Optik ausgeschöpft. Die Optik ist in ihrem Verhalten allerdings sehr “vintage”. Sie wechselt von starker Kissen- zu eben so starker Tonnenverzerrung und die angegeben Brennweiten haben auch nicht unbedingt viel mit der Realität zu tun. Dadurch war es nötig, die Motion Control-Daten der Zoombewegung anhand von Lens-Charts aufzubereiten und teilweise auch händisch nachzubearbeiten.
Gab es ein VFX-Storyboard bzw. wie habt ihr in Sachen Pre-Visualisierung gearbeitet?
Wir haben ein Animatic[eine Art animiertes Storyboard / die Red.] für den ganzen Film gemacht. Was ein sehr langwieriger Prozess war, uns aber beim Projekt auf jeden Fall geholfen hat, da wir an ein Musikstück gebunden waren, das wir nicht verlängern/verkürzen konnten. Bei so vielen Aktionen in so kurzer Zeit ist es vor allem wichtig, das Timing genau zu kennen. Obwohl die Arbeit am Animatic sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat, würden wir es auf jeden Fall wieder machen. Viele der Probleme konnten so schon vor dem Dreh angegangen werden. Zusätzlich war das Animatic ein wichtiges Tool für die Kommunikation im Team.
Wie war euer Setup für das Monitoring / Previewing am Set -- hattet ihr on Set Grading für die Dailies? Wie habt ihr beurteilt, ob der Take für das VFX Department passt?
Monitoring/Previewing: Katastrophal um ehrlich zu sein. Der externe Recorder ist nicht am Set angekommen. Zumindest am ersten Tag nicht. Wir haben am Sonntag gedreht, es gab keine Möglichkeit einen Recorder zu organisieren. Im Normalfall könnte man die Takes von der Kamera wiedergeben lassen. Allerdings...
Zum Verständnis:
Beim Dreh mit der CMOCOS wird zuerst die Bewegung der Kamera aufgezeichnet und während dessen kann man nicht in der Kamera aufnehmen. Diese Takes dienen auch zur Probe mit den Darstellern. Wenn man einen Motion Control Take aufgezeichnet hat, bei der das Timing und die Bewegung der Kamera stimmen, dann fängt man mit dem tatsächlichen Filmen der Szene an. Das Problem bestand also darin, die Motion Control Takes wiederzugeben und zu beurteilen.
Unsere Lösung war es, die MoCo Takes mit einem Handy (später kam das Upgrade auf Tablett) vom Fieldmonitor abzufilmen und wiederzugeben. Katastrophe. Ab dem zweiten Tag hatten wir dann einen externen AJA Rekorder und alles war gut.
VFX: Florian Hirschmann, unser VFX Supervisor, hatte direkt am Set mit Laptop die ersten Plates kombiniert. Das wichtigste dabei war es zu sehen, ob die unterschiedlichen Lichtverhältnise der Plates tatsächlich miteinander harmonieren. Der im Vorfeld entwickelte Look wurde auch schon angewendet.
Zu RED: Welche Kompression habt ihr gewählt und wie hat das Material beim VFX in der Postpro funktioniert? Gab es besondere Herausforderungen beim REDCODE Material?
Die Kompression der RAW-Daten war fürs Keying eigentlich völlig problemlos. Beim Dreh von 4 Backplates ist uns aber am Ende einer der Drehtage das Tageslicht abhanden gekommen, wodurch wir die RED an ihre Belichtungsgrenze bringen mussten, was zu beträchtlichem Sensorrauschen geführt hat. Diese Plates mussten wir anschliessend stark entrauschen. Aber auch danach hat das Keying noch ganz gut funktioniert.
Was habt ihr mit den Aufnahmen gemacht, um sie stellenweise so richtig schlecht nach Billigvideo aussehen zu lassen?
Im Vorfeld haben wir mit einer MiniDV-Cam Testaufnahmen gemacht. Unter anderem auf der Location selbst, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Material aussehen muss. Bereits in der Vorproduktion hat sich dann Florian diverse Looks gebaut, die dann auch on Set zum Einsatz kamen. Beim Finalisieren des Films in der Post wurden diese dann noch feingetuned. Der Look der letztlich zum Einsatz kam, bestand aus einem recht wilden Downscaling mit anschliessendem Upscaling, brutaler Kantenaufsteilung und Curves, die den niedrigen Kontrastumfang alter 1-Chip MiniDV-Cams simulieren, und noch ein paar Effekten, um das schäbige Chroma-Subsampling solcher Cams nachzubilden.
Was war beim VFX in der Postpro die besondere Herausforderung? Welches System kam hauptsächlich zum Einsatz? Musste viel per Hand rotoscobt werden?
In der Planunung war uns klar, dass das Karussell, welches unten aus gedrehter Footage (Cast und Architektur) und oben aus singenden CGI Charakteren besteht, am aufwendigsten umzusetzen ist. Mit Digic als Partner hatten wir das Vertrauen, dass es zu bewältigen ist. Dort wurde die Aufgabe auf 120 Personen verteilt.
Andere Aufgaben haben sich auch als Challenge herausgestellt: z.B. das Klonen der Leute auf den Tribünen, was eben nur eine Person hier in Wien übernommen hat. Und so verhält sich das mit jeder weiteren, VFX-lastigen Aufgabe, von Roboter, über mehrarmigen Superhelden bis zum Spaceship, wobei diese Aufgaben an kleinere Teams verteilt worden sind.
Der Aufwand war die größte Herausforderung und wäre ohne unsere Partner in der Postproduktion nicht realisierbar gewesen. Wir haben vor Grün gedreht und somit hat sich der Aufwand beim Rotoscopen in Grenzen gehalten. Ein paar unerwartete Rotoscoping-Einstätze gab es dann aber leider doch.
... und wie stehen die Chancen für ein MeTube 3?
Es wäre blöd, wenn man bei Teil 2 aufhört. Alle epischen Werke müssen schliesslich eine Trilogie ergeben ;-). Es soll tatsächlich einen sinnvollen Abschluss des Ganzen mit Teil 3 geben.
Dann sind wir mal gespannt, wie ihr diesen Wahnsinn noch toppen wollt :)
-- Vielen Dank Daniel Moshel, Eugen Klim und Florian Hirschmann für die ausführlichen Infos!
Die Webseite zum Video: MeTube