Meinung Lightworks – Gedanken zum Geschäftsmodell

Lightworks – Gedanken zum Geschäftsmodell

Mit dem bisherigen Coup, Lightworks als Open Source anzukündigen ist EditShare bereits bemerkenswertes Medieninteresse zuteil geworden, das man mit einem klassischen Product-Launch niemals hinbekommen hätte. Ganz offensichtlich steckt hinter der PR-Idee jedoch noch ein weitaus größerer Masterplan.

// 17:50 Do, 11. Nov 2010von

Mit dem bisherigen Coup, Lightworks als Open Source anzukündigen ist EditShare bereits bemerkenswertes Medieninteresse zuteil geworden, das man mit einem klassischen Product-Launch niemals hin bekommen hätte. Ganz offensichtlich steckt hinter der PR-Idee jedoch noch ein weitaus größerer Masterplan.



Denn was wäre Lightworks, wenn die neue Version mit einem kommerziellen Preis erschienen wäre. Schlichtweg nichts besonderes. Es gibt bereits viele gute und schnelle NLEs am Markt. Vielleicht wäre Lightworks in ein paar Punkten besser als die Konkurrenz, aber wer weiß das heute schon. Es würde jedenfalls nur sehr unwahrscheinlich gelingen eine signifikante User-Base von den anderen Schnittsystemen abzuwerben, weil Lightworks einfach nicht viel besser als die Konkurrenz sein kann. Bevor ein Anwender sein lieb gewonnenes Schnitttool wechselt, muss dieses schon wirklich alt aussehen.



Zwar hat Lightworks sogar eine treue Anhängerschaft, die damit auch teilweise bemerkenswerte Hollywood-Blockbuster abliefert, aber das haben die anderen Programme auch. Und trotz mehrfachen Besitzerwechsels ist es in der Vergangenheit niemals gelungen eine größere Masse Umsteiger für das Programm zu begeistern.



Zwei Argumente von Open Source ändern die Position von Lightworks jedoch dramatisch:



Erstens kann jeder eine Version des Programms einfach und kostenlos neben seinem bisherigen NLE auf seinem Rechner installieren, somit mitnutzen und permanent ausprobieren. Dies ist wohl die beste Möglichkeit Gewohnheitstiere wie Cutter überhaupt für einen Umstieg zu interessieren. Und zweitens lässt sich für größere Studios dank Open Source das Programm viel leichter in bestehende Workflows integrieren und anpassen. Das setzt natürlich Vertrauen in die Zukunft des Programms voraus. Doch dies könnte sich schnell ergeben (s.u.).



Auf den ersten Blick sah es ja so aus, als wollte EditShare nur an der Hardware verdienen, jedoch geht der Plan offensichtlich noch viel weiter. Denn EditShare bezieht mögliche Entwickler tief in den Vermarktungsprozess mit ein. Durch den geplanten Plugin-Store können Drittanbieter Lightworks kostenpflichtig erweitern. Plugin-Entwickler können wie bei iPhone-Apps an zentraler Stelle ihre Software verkaufen. Natürlich wird sich EditShare seinen Anteil an jedem Plugin nehmen, erledigt dann aber auch das komplette Billing und sorgt für die Auffindbarkeit. Und das sind extrem gute Argumente für Entwickler. Dies erklärt auch, warum sich laut Firmenrundmail bereits 1.700 (!!) Entwickler für den Sourcecode interessieren. Und genau das macht das Rad wieder rund. Durch so viel Entwickler-Interesse entsteht Vertrauen in die Zukunft des Software-Produkts. Sozusagen der gegenteilige Ramen-Effekt.



Dazu hat EditShare natürlich weiterhin das Ass der eigenen Entwickler im Ärmel. Keiner kennt bis auf weiteres den Code so gut, wie die Entwickler bei EditShare. Neue Funktionen lassen sich hier (gegen Zuzahlung) früh auf den Markt bringen (wie jetzt erst mal das 3D-Editing und die Kollaborations-Tools). Und auch der vorerst nur dort erhältliche Hardware-Unterbau sowie kostenpflichtiger Support sind natürlich nicht zu verachten. Doch das alles wird in Zukunft keine so große Rolle spielen, wie der Share am Store.



Für EditShare kann es also bis auch weiteres nur ein Ziel geben: Das Programm so weit wie nur möglich zu streuen und dabei eine gute Konkurrenz zu kommerzieller Software zu sein. Sollte der Store gelingen, so könnte EditShare bei einer hohen Verbreitung sicherlich mittelfristig mehr Geld mit dem Share an Plugins verdienen, als es durch den Verkauf von Lightworks selbst möglich gewesen wäre. Schicker Plan, Hut ab.



Die größte Gefahr besteht nun eigentlich nur noch darin, dass Lightworks die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann. Sollten Basis-Funktionen nicht verlässlich funktionieren oder das Programm insgesamt instabil arbeiten, dürfte das Spiel aus sein. Stimmt jedoch die Basis, könnte sich hier eine echte Gefahr für die traditionellen Schnittprogramme mit dem klassischen Vermarktungsstrategien entwickeln. Wir blicken in dieser Hinsicht mehr als gespannt auf den 29.November...


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