Max 60 fps nur in 4K Crop
Damit sind wir bei der derzeitigen Achillesverse der Sonv VENICE angelangt. Derzeit stellt die VENICE max 50 oder 60 fps nur in 4K Crop dar. Das bedeutet, dass höhere Frameraten im Vollformatbetrieb derzeit leider nicht zur Verfügung stehen. Hier ein Blick auf die derzeit möglichen max. FPS in den einzelnen Sensormodi:
Sony ist sich dessen bewußt und hat für das Frühjahr 2019 ein entsprechendes Update angekündigt - hält sich hier allerdings noch etwas bedeckt. Angepeilt sind max 60 fps in 6K, 90 fps in 4k und 120 fps in 2K. Zum Vergleich: Die ARRI LF bietet bereits jetzt in ARRI RAW im Open Gate Betrieb (4448 x 3096) sowie mit 4K/UHD-Auslesung = 90fps.
Wir sind hier vor allem auf das zukünftige 6K 60 fps Material gespannt und hoffen, dass es auch in X-OCN ST (Standard) zur Verfügung stehen wird.
Update: Auf der IBC haben wir soeben am Sony-Stand erfahren, dass die angepeilten 6K in 60p ind 2019 nicht mit einem Fullsensor-Redaout möglich sein werden, sondern maximal im 2.35:1.
Handling und Schulterbetrieb
Eine der großen Stärken der VENICE ist ihr Schalter-Layout im Betrieb sowie die Menübedienung. Vieles hier erinnert an ARRI und das ist tatsächlich auch gut so. Zentral auf der AC-Seite befinden sich die mittlerweile quasi zum Industrie-Standard gehörende 6-Schalter-Anordnung: 3 oben / 3 unten mit dem großen Status und Menü-Display dazwischen.
Die Schalter und Display sind selbsterklärend mit „FPS“, „EI“ und „Shutter“ Zugriff oben sowie „ND“, „Look“ (LUT) und „Whitebalance“ unten. Ein Klick auf den jeweiligen Button gibt die entsprechenden Werte frei. Zusätzlich finden sich noch Reel/Shot Infos, Batteriestatus, Codec, Project FPS, Auflösung/Seitenverhältnis sowie Speicher/KartenStatus auf dem zentralen Display.
Per einfachem Klick auf den Menübutton kommt man in ein Quick-Menü – will man in das vollständige Hauptmenü, muss man den Menü-Button 3 Sekunden gedrückt halten (etwas lang für unseren Geschmack aber kein Drama). Die Menü-Navigation via Klickwheel ist reaktiv und geht entsprechend schnell von Statten. Alle Schalter, Buttons und Oberflächen machen einen hochwertigen Eindruck - ebenso wie das übersichtliche und gut strukturierte Menü-Layout.
Die Record-Buttons befinden sich sowohl auf der AC (rechts) als auch auch der DOP-Seite (links) und wurden mit einem auch im Dunkeln gut zu fühlenden Außenring in das Gehäuse integriert,
Auf der DOP-Seite findet sich ein kleines, scrollbares Status-Display mit ebenfalls den wichtigsten Parametern ( FPS, Shutter, ND, EI, WB etc,)
Beeindruckt waren wir von der kurzen Startzeit der Sony VENICE – gerade mal 17 Sekunden benötigt sie bis sie im Vollformat-Modus betriebsbereit ist – und dies mit angeschlossene RAW-Recorder. Zum Vergleich: Die ARRI LF benötigt – je nach Sensormodus – zwischen 37 und 40 Sekunden.
Einen guten Eindruck haben auch die integrierten SxS Card-Slots der Sony VENICE bei uns hinterlassen. Die aufwendig gedichtete Tür macht einen vertrauenserweckend stabilen Endruck und scheint auch in Metall ausgeführt zu sein ( i. Ggs zu der i Vgl. etwas plastmässigen Slot-Abdeckungen des RAW-Recorders).
Vorbildlich empfanden wir auch die motorgetriebenen ND-Filter der Sony-VENICE, die sich auf Knopfdruck angenehm reaktiv auf bis zu ND 2.4 schalten lassen, (was eine echte Zeitersparnis am Set bedeutet, nicht mit Einschüben an der Matte-Box hantieren zu müssen.)
Im Hinterkopf sollte man bei der Sony VENICE behalten, dass neben dem RAW-Recorder für die 6K X-OCN Aufnahme im größeren Cine-Setup noch etwas hinzukommt: Vor allem Videostrecken, Funkschärfe und zusätzliches Monitoring.
Alle Ausgänge der VENICE befinden sich ergonomisch sinnvoll auf der rechten Kameraseite angebracht - darunter : 4x SDI Monitor Out, 3 Pin Fischer 24 V Out, 4 Pin Hirose 12 V Out, HD-SDI Out, Genlock, TC-In, 5 Pin Lemo Out (TC), Remote, 12/24V Power In, HDMI etc. HDMI und SDI 1/2 sollten, wenn wir es richtig verstanden haben, im 6K Sensormodus dann auch 4K Monitoring-Signale ausgeben können.
Schön zu sehen, dass Sony beim Design des Kameragehäuses auch an Kleinigkeiten gedacht hat, die in der Praxis aber durchaus Wirkung entfalten wie beispielsweise die Integration einer Schiene auf der Kamera-Oberseite an der sich Griffe und andere Accessories sicher anbringen aber auch schnell - je nach Kameraschwerpunkt - verschieben lassen. Womit wir beim Thema Zubehör der Sony VENICE wären.
Im Einsatz hatten wir entsprechende Baseplates und Rigs von Shape (BP10 Revolt Basepate + Push-Button-Handles), Vocas (Universal Baseplate, VENICE Dovetail Adapter Plate inkl. Trage- und Holzgriffe) sowie die Standard Sony Baseplate.
Sony VENICE mit solider Shape Revolt Baseplate und den von uns sehr geschätzten Push-Button Handles
Da wir die VENICE auch im Schulterbetrieb genutzt haben, waren Baseplates inkl. Schulteraufnahme für unseren Praxis-Test das Mittel der Wahl. (Für reine Stativ-Setup würden wir zu klassischen Dovetail-Systemen tendieren.) Grundsätzlich gilt es bei den Kamera-Baseplates mit Schulteraufnahme zwischen fixen (ohne Justage-Möglichkeit) und universellen Baseplates zu unterscheiden. Die Vorteile der fixen Baseplates (wie die Sony VENICE Baseplate) sind meist reduziertes Gewicht bei optimaler Passform für den Kameraboden – zu den Nachteilen zählen wenig Justage-Möglichkeiten für unterschiedliche Kameraschwerpunkte/Setups und die Eignung für nur jeweils eine spezifische Kamera.
„Universal Baseplates“ hingegen haben meist ein etwas höheres Gewicht, lassen sich jedoch in der Höhe und vor allem auf der Z-Achse noch weiter justieren. Dies kann - je nach Kamerasetup - eine bessere Schwerpunktverteilung auf der Schulter ermöglichen. Zudem lassen sich Universal Baseplates mit vielen unterschiedlichen Kameras betreiben.
VENICE mit u.a. Vocas USBP-15 MKII Baseplate und Dovetail Adapter Plate für extra stabilen Sitz
Wer die VENICE länger und mit unterschiedlichen Gewichts-Setups auf der Schulter nutzen will, dürfte eher zu Universal Baseplates tendieren. In unserem Praxis-Test haben sowohl die Shape Revolt BP10 als auch der Vocas USBP-15 MKII Universal Baseplate absolut zuverlässig ihren Dienst versehen.