Anfang Februar lud Panasonic nach Barcelona, um ihren weiteren Spross der europäischen Öffentlichkeit zu präsentieren, die VaricamLT. Die keinere, mobilere und auch kompaktere Schwester der vor einem Jahr präsentierten Varicam35 -- DoP Matthias Bolliger testete als einer der ersten die brandneue Kamera und berichtet hier vom Launch-Event sowie seinen ersten Eindrücken mit der LT: Varicam35 Erfahrungen am Tatort-Dreh Im Frühjahr 2014 wagte Panasonic mit der Vorstellung der Varicam35 als High-End-Filmkamera den Schritt in die Königsklasse der Cinematography. Die Kamera eröffnete als erste in diesem Marktsegment erweiterten kreativen Spielraum durch den Einsatz eines "dual native chips" mit der Funktionalität, die Kamera mit ähnlichen Signalparametern sowohl in 800 ISO als auch 5000 ISO einsetzen zu können. Bei den beiden TATORTEN "Zorn Gottes" mit Wotan Wilke Möhring (Regie: Özgür Yildirim) als auch im Event-Tatort "Fünf Minuten Himmel" mit Heike Makatsch (Regie: Katrin Gebbe) konnte ich die grosse Schwester im vergangenen Jahr vertieft testen und kennenlernen. Gerade für den Möhring-TATORT wollte ich für die thrillerartige Umsetzung real-anmutendes Licht - rauh, hart, rotzig und trotzdem in filmischer Qualität. In dem im Film so zentralen "Safe-house", wo ein geschleuster ISIS-Terrorist auf seine Auslösung wartet, war es zentral, Realismus und Gestaltung in Einklang zu setzen. Der Kellerraum, geleuchtet mit nur drei schmutzigen alten 15W-Leuchtstoffröhren sollte auch genauso aussehen und sich so anfühlen. Den vom Szenenbild ausgesuchten "practicals" wollte ich gestalterisch und looktechnisch mehr Platz einräumen und dazu eröffnete die 5000 ISO-Funktionalität der Kamera neue Wege. Denn die Originallampen konnten so als Hauptlichtquellen genutzt werden. Licht gestalten und modellieren hiess an diesem Low-Light-Set dann eher Licht zu kontrollieren und Kontrast mit Negativ-Fill, sprich Fahnen, Floppys und Molotonbahnen zu definieren. Auch der Einsatz von Zoomobjektiven bei Nachtbildern erleichterte die Coverage des Fernsehformates. Dabei macht es absolut Sinn, direkt zwischen den beiden nativen Empfindlichkeiten (800/5000 ISO) zu wechseln, denn das 5000er- Nativ-Signal ist rauschärmer, als wenn man den 800ASA-Videolevel mit Gain z.B. auf 2500 ASA verstärkt. Dabei beschreitet man neue Wege in der Gestaltung und durchbricht auch gewohnte Arbeitsweisen am Set: "Sag mal, ich seh´ fast nichts und Du drehst mit Zooms?" fragte der Tonassistent nach dem ersten Nachtdreh und die Standfotografin guckte auch fragend hoch: "Mit was für einer Fotokamera soll ich denn das nächste Mal kommen?" Ich riet zu einer Alpha 7s... Die VARICAM LT im Praxistest Die neue Varicam LT setzt nun die Tradition ihrer grösseren Schwester als kompaktere Einheit fort. "Dual Native ISO" ist mit demselben 4K-Chip (Super35, 1MOS-Sensor) im bewährten Dynamikumfang von gut 14 Blenden ebenso mit an Bord, wie das durchdachte Look- und LUT- Management von ASC-CDLs und 3D-LUTs. Gerade die Kombination, jedem Video- und Monitoringausgang einzeln Darstellungsparameter zuweisen zu können, ist clever gelöst. So wird auch ein Remote Grading, z.B. mit Pomforts "Live Grade"-Software, kabellos per WiFi möglich. All diese Parameter machten mich neugierig auf die neue Kamera und ich war gerne dabei, den Launch der neuen Kamera mit direkt vor Ort generierten Material zu begleiten. Dazu wählte ich die futuristisch anmutende Eclipse-Bar des Launch-Hotels in Barcelona aus. Das etwas unwirkliche und künstlich-wirkende Magenta-Deckenlicht der Bar im 26. Stock, gemischt mit dem sich schnell verändernden morgendlichen Lowlight-Dämmerlicht der grossen Fensterfronten sollte die Kamera in punkto Hauttonwiedergabe und Lichtempfindlichkeit herausfordern, gerade wenn beide Lichtquellen sich auf einem Gesicht mischen würden. Nach gut einer Stunde Drehzeit war dann auch schon die Dämmerung vorbei und der Sonnenaufgang mit dem spanischen Model Marta Trias Moya im Kasten. Aber um in diesem kurzen Slot von gut einer Stunde ohne Zusatzlicht expressive Bilder zu gestalten war der kompakte Formfaktor der Kamera mit 2,7kg Gewicht (body only) ein Segen und ermöglichte flexibel und fast dokumentarisch-spontan zu drehen. Für den Dreh nutze ich ein vorab gefertigtes Look-up table (LUT), welches ich schon vor Drehbeginn ins Posthouse in Barcelona mailte und dann direkt am Dreh dafür belichtete und den Weissabgleich darauf abstimmte. Dies ermöglichte eine enorm schnelle Endfertigung der Produktion mit Schnitt und Grading in DaVinci Resolve bis zum Mittag des Drehtages - am Nachmittag wurde das ganze dann schon präsentiert. Der Panasonic LT Barcelona-Clip: Backgroundinfos zu verwendeten Kameraparametern: Die LT kommt standardmässig mit einem EF-Mount, kann aber mit einem Adapter für PL-Objektive umgerüstet werden. Die Mounts sind als Schraubelemente mit Imbus-Sicherung selbst direkt am Set wechselbar. Die Hauptunterschiede der beiden Varicam-Schwestern liegt in der Option mit der Varicam35 auch in 4K 444 Files zu schreiben, die LT macht in 4K 422, in 2K und HD dann jedoch ebenfalls 444. Neu ist bei der "Kleinen" der Zeitlupen-Mode, der in 2K Crop-Mode 120fps und im 2K-LT Crop-Mode sogar 240fps schreibt. Aufgezeichnet wird das MAIN-Recording auf P2 Express-Karten, für die Proxyaufzeichnung ist ein SD-Card Slot vorhanden. Ebenso neu ist auch die Option der LT, den Infrarot-Schutzfilter der Kamera selbst entfernen zu können, um z.B. für dokumentarische Projekte und Specials Infrarotlicht mit ihren spezifischen Eigenschaften kreativ nutzen zu können. Alles in allem kam Panasonic 2015 spät auf dem Markt der szenischen High-End-Kameras an, dafür aber mit etwas Bedacht und Überblick über inzwischen Bewährtes. Neue Funktionalitäten wie die Dual-Native-ISO geben der Kamera aktuell ein Alleinstellungsmerkmal. Daher finde ich es nur gut und belebend zwischen Arri, RED und Sony mit Panasonic einen weiteren Player in dem Feld wiedergefunden zu haben. Meine nächste Produktion mit der LT ist in der Pipeline... Text von Matthias Bolliger Mehr Informationen zur Varicam LT bei Panasonic Dieser Artikel erscheint im Rahmen einer Panasonic VaricamLT Promo-Kampagne auf slashCAM. |
INTO THE LIGHT - Panasonic neue VaricamLT, erster Testdreh von DoP Matthias Bolliger
Anfang Februar lud Panasonic nach Barcelona, um die VaricamLT vorzustellen, die keinere, mobilere und auch kompaktere Schwester der vor einem Jahr präsentierten Varicam35. DoP Matthias Bolliger testete als einer der ersten die brandneue Kamera und berichtet hier vom Launch-Event sowie seinen ersten Eindrücken mit der LT.