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Aus Drei mach Eins - Einchipper für Alle?

Bisher gab es immer nur eine Regel beim Camcorder-Kauf. Wenn es etwas anständiges sein soll, muss ein Dreichipper her. Doch diese Regel könnte bald der Vergangenheit angehören...

// 17:18 Fr, 30. Jan 2004von

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Bisher gab es immer nur eine Regel beim Camcorder-Kauf. Wenn es etwas anständiges sein soll, muss ein Dreichipper her. Doch diese Regel könnte bald der Vergangenheit angehören...



Wir werden oft gefragt, wie viele Pixel eigentlich ein Einchipper haben muss, damit er die volle DV-Auflösung ohne Verluste aufzeichnen kann. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Wenn die Pixel auf einem CCD in einer 4:3-Bauform quadratisch sein sollen, so müssen 768 x 576 (ca. 442.000) Bildpunkte erzeugt werden. Dreichipper besitzen gleich drei CCDs. Über ein Prisma wird das Licht in die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau (RGB) zerlegt und auf die drei CCDs verteilt.


Somit genügt es bei einem Dreichipper, wenn jeder CCD 442.000 Bildpunkte besitzt.



Bei Einchippern ist die Sache schon etwas komplizierter. Da ein CCD-Bildpunkt nur Helligkeitswerte ausgeben kann, wird vor jeden Punkt ein kleiner Farbfilter befestigt (der sog Bayerfilter). Ein Bildpunkt kann bei einem Einchipper daher nur entweder einen Grünwert, einen Rotwert oder einen Blauwert übertragen. Auf der anderen Seite wird beim DV-Signal nur die Helligkeit für jeden Pixel einzeln gespeichert. Ein Farbwert wird nur für einen Block aus 4 Pixeln gespeichert (sog. 4:2:0-Abtastung). Da das menschliche Auge auf Helligkeit viel empfindlicher reagiert, als auf Farbunterschiede, fällt diese Reduktion in einem normalen Bild nicht auf.



Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, lässt sich diese Reduktion bei der Farbzusammenlegung von Pixeln auf dem CCD ausnutzen. Wenn man durch mathematische Interpolation die Farben aus dem CCD zusammenstellen will, so benötigt man ca. 680.000 Pixel um ein Videobild mit 768 x 576 Punkten als 4:2:0-Signal verlustfrei zu erzeugen. Auf den ersten Blick sollten daher schon 680.000 Pixel genügen, um ein Videosignal aufzuzeichnen, das der Bildqualität von Dreichippern ebenbürtig ist.



Die Realität sah jedoch bisher anders aus. Ein Camcorder mit 800.000 Bildpunkten kam niemals an die Bildschärfe und Farbtreue eines Dreichip-Modells heran. Das hatte mehrere Gründe: Erstens wurde oft ein Teil der CCD-Fläche für einen elektronischen Bildstabilisator genutzt. Der hierfür nötige Rand reduzierte das effektive Bildsignal des CCDs auf 540.000 Punkte oder weniger. Und zweitens schien die Interpolation zwischen den Pixeln zwar mathematisch zu klappen, in der Praxis war sie immer mit Ungenauigkeiten behaftet.



Doch das könnte sich nun ändern. Weil durch die digitale Fotografie immer ausgefeiltere CCDs mit immer mehr Bildpunkten entwickelt werden, sind bereits heute CCDs mit zwei Megapixeln quasi als Abfallprodukt sehr günstig erhältlich. Diese CCDs können jedoch auch für Videokameras genutzt werden. Sowohl Sony als auch Canon verbauen in einigen neuen Modellen nun CCDs mit zwei oder sogar drei Megapixeln. Würde man auf diesen CCDs nur eine Fläche von 800.000 Pixeln zur Videoaufnahme nutzen, wäre diese Fläche im Vergleich zur gesamten Chip-Fläche relativ klein. Dadurch müsste die Optik viel aufwendiger gestaltet werden, um auf dieser kleinen Fläche die selbe Schärfeleistung zu erzielen, wie auf der Gesamtfläche.



Aus diesem Grund gehen die Hersteller nun einen anderen Weg. Sie nehmen das Videobild von der gesamten Chipfläche ab, und verkleinern das Bild danach auf das DV-Format. Das bringt einen weiteren Vorteil: Canon nutzt beispielsweise bei der Mvx3/10i-Serie genau die vierfache Videoauflösung auf der Chipfläche: D.h. 768 x 2 x 576 x 2 bzw: 1536x1152 Bildpunkte. Da nun jeder Punkt aus ursprünglich vier Bildpunkten des CCDs berechnet wird, steht für jeden Punkt ein echter Rotwert, ein echter Blauwert und sogar zwei echte Grünwerte zur Verfügung. Also sogar mehr Bildinformation als bei einem Dreichipper. Wenn ein Einchipper diese Bildinformation sorgfältig herunterskaliert, könnte also tatsächlich mit einem Einchipper die selbe Bildqualität erzielt werden, wie mit einem Dreichipper. Und echte anamorphe 16:9-Aufnahmen wären mit einem 3Megapixel-CCD möglich, ohne dass dieses eine spezielle 16:9-Form besitzen muss. Da bei digitalen Fotokameras bereits CCDs mit 6 Megapixeln üblich sind, dürften auch bald HD-Camcorder mit diesen Chips günstig herzustellen sein.



Gegenüber der aufwändigen Prismen-Konstruktion von 3-Chippern ist dies ein echter Kostenvorteil. Es könnte daher sein, dass die Konstruktion von 3-Chippern schon bald der Vergangenheit angehört. Vielleicht wurde diese sogar schon bei vielen Herstellern eingestellt, und die aktuellen Dreichip-Modelle sind die letzten ihrer Art. Uns würde dies auf jeden Fall nicht wundern.





Es bleibt nur zu hoffen, dass die Hersteller ihre Einchipper nicht künstlich beschränken, um sich den Markt für Semiprofigeräte wie die VX2000 oder die XL1s zu erhalten. Es spricht jedoch manches dagegen. Immerhin verpasst Canon seinen neuen Einchippern schon manuelle Einstellmöglichkeiten wie eine manuelle Tonaussteuerung. Und so etwas fand man bisher fast nur in teuren Dreichip-Modellen...


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