Frage von Piks2142:Hallo, liebe Filmemacher!
Ich arbeite derzeit an einem Low-Budget-Dokumentarfilm in Tansania, der sich auf die Welt des Edelsteinhandels konzentriert.
Wir sind mit einem Zoom F2 und einem Zoom F6 Recorder sowie einem NTG2 Mikrofon ausgestattet. Da wir ständig unterwegs sein werden und mit komplexen Situationen zu tun haben, sind unsere Ressourcen und Arbeitskräfte begrenzt: Wir haben nur zwei Kameras und kein eigenes Tonteam.
Ich bin auf der Suche nach einem kleinen, leichten Set-up, das eine Balance zwischen Praktikabilität und hoher Audio- und Bildqualität herstellt. Unser Ziel ist es, den Film auf Filmfestivals vorzuführen, daher ist es wichtig, diesen Standard zu erfüllen.
Meine Hauptfrage dreht sich um den Vergleich der Audioqualität zwischen dem Zoom F6 (mit Phantomspeisung für den NTG2) und dem Zoom F2 in Verbindung mit dem NTG2 (mit interner Batterieversorgung). Beide Recorder verfügen über 32-Bit-Float-Fähigkeiten, aber ich würde gerne wissen, ob die Qualität des F6 spürbar besser ist.
Oder macht vielleicht eine andere Art der Phantomspeisung Sinn?
Außerdem bin ich neugierig auf Ihre Meinung zu den Qualitätsunterschieden zwischen dem NTG2 und dem Videomic GO II. Ich freue mich über jeden Tipp und Rat!
Antwort von iasi:
Ich würde auf die Phantomspeisung durch den Rekoder setzen.
Blimp und Fell sind zudem ratsam.
Doppelt hält zudem besser, weshalb ein VideoMic GO II zusätzlich auf der Kamera ein Notnagel sein könnte.
Und generell:
Die Bedeutung von Ton niemals unterschätzen. Stellt jemanden speziell dafür ab.
Antwort von pillepalle:
Am NTG2 dürfte der Zoom F6 Recorder besser sein. Einfach weil das NTG2 im Batteriebetrieb schlechter ist als mit Phantomspeisung. So richtig berühmt ist das NTG2 allerdings nicht. Vermutlich ist das Rode VideoMic Go II nicht schlechter, eventuell sogar besser. Hab' letzteres noch nie ausprobiert. Das Videomic ist allerdings nicht so Pegelfest wie das NTG2 und weniger richtend (das kann manchmal sogar ein Vorteil sein). Ist so ein wenig die Wahl zischen Regen und Traufe.
Low Budget schön und gut, aber ich würde mir ehrlich gesagt überlegen ob ich in manchen Situationen nicht lieber nur mit einer Kamera filme und einer den Ton macht, als mit zwei Kameras zu filmen und schlechten Ton zu haben. Der Ton ist eigentlich immer wichtiger als das Bild. Das wird oft unterschätzt.
In statischen Situationen kann man das Mikro auch mal besser platzieren als auf der Kamera (da ist es nur selten hilfreich). Also vielleicht auch mal ein Stativ mit kleinem Ausleger mitnehmen, falls interviews geplant sind. Oder ein halbwegs vernünftiges Lavalier für solche Situationen besorgen. Ein Sanken cos-11d ist ein noch bezahlbarer Klassiker. Kopfhöhrer für's Monitoring nicht vergessen. Auch etwas um eine Stereoatmo aufzunehmen ist oft hilfreich.
Wünsche euch viel Spaß bei eurem Projekt.
VG
Antwort von berlin123:
Hab alle genannten Geräte, statt NTG2 allerdings das NTG3. F6 ist definitiv die professionellere weil zuverlässigere Variante. Der F2 wirkt absolut nicht stabil. Die SD-Karten- und Batterie Deckel werden bei viel Gebrauch wahrscheinlich irgendwann mal brechen. Die Daten Übertragung per USB dauert eine Ewigkeit. ZU allem Überfluss kann man aber nur die jeweils letzte Aufnahme direkt am Gerät abhören. Also ich würde den nicht als Hauptrekorder nehmen wollen.
Das Video Mic Go 2 find ich ziemlich gut für den Preis, aber nur auf kurze Distanzen.
Antwort von pillepalle:
berlin123 hat geschrieben:
Hab alle genannten Geräte, nur statt dem NTG2 ein NTG3.
Das ist ein ziemlicher Unterschied. Das NTG3 ist gut, das NTG2 nicht wirklich.
VG
Antwort von TomStg:
Dein Problem sind nicht so sehr die Zoom-Recorder, sondern das Rode NTG2. Letzteres ist ein regelrechter Rauschgenerator. Falls Du dumpfen muffigen Rode-Klang magst, nimm ein NTG3. Falls Du mehr auf klaren präsenten Sound stehst, entscheide Dich für ein Sennheiser MKH416. Dazu natürlich den F6.
Antwort von iasi:
Mit dem NTG2 kann man angeln - das Video Mic Go 2 ist für den Gebrauch an der Kamera gedacht.
Allein schon dadurch ergibt sich ein enormer Unterschied.
Und wie gesagt:
Statt mehr Geld für ein etwas besseres Mikro auszugeben, sollte dieses Geld in einen Blimp und eine Boom investiert werden.
Antwort von iasi:
TomStg hat geschrieben:
Dein Problem sind nicht so sehr die Zoom-Recorder, sondern das Rode NTG2. Letzteres ist ein regelrechter Rauschgenerator. Falls Du dumpfen muffigen Rode-Klang magst, nimm ein NTG3. Falls Du mehr auf klaren präsenten Sound stehst, entscheide Dich für ein Sennheiser MKH416. Dazu natürlich den F6.
Wer kein Rauschen mag, der geht mit dem Mikro nah an die Tonquelle ran.
Antwort von Frank Glencairn:
Die Frage die keiner stellt ist doch, was wollt ihr damit aufnehmen?
Reden wir hier von Interviews oder geht's nur um irgendwelche Zufalls-Atmos?
Interviews mit on Camera Mics könnt ihr sowieso vergessen, das wird nix.
Für irgendwelche Zufalls-Atmos ist das NTG2 eigentlich nur bedingt geeignet, Recorder mit Phantomspeisung wäre aber dafür auf jeden Fall besser, im Batteriebetrieb ist das Teil nicht so der Bringer.
Antwort von DAF:
Piks2142 hat geschrieben:
...
Meine Hauptfrage dreht sich um den Vergleich der Audioqualität zwischen dem Zoom F6 (mit Phantomspeisung für den NTG2) und dem Zoom F2 in Verbindung mit dem NTG2 (mit interner Batterieversorgung).
Die Frage ist (wie oben schon mehrfach) einfach beantwortet:
F6 & NTG2 mit Phantomspeisung
Der Rest
Piks2142 hat geschrieben:
... einem Low-Budget-Dokumentarfilm
...
... Balance zwischen Praktikabilität und hoher Audio- und Bildqualität herstellt.
ist imho ohne
- konkrete Beschreibung was & in welchem Umfeld genau aufgenommen wird
- welches Budget in € ggf. für einen Zukauf vorhanden ist (oder eben auch nicht)
& evtl. die Erfahrung/Routine der Operator*Innen mit der Ausrüstung & der Arbeit allgemein
eine reine Kristallkugel-Frage oder der Versuch etwas schön zu reden.
Setz dir selbst - und in der Fragestellung - Prioritäten. Dann kommst du weiter.
Antwort von Piks2142:
Wow, mit so vielen guten und schnellen Antworten hatte ich nicht gerechnet!
Was eigentlich genau gefilmt werden soll:
90% der Situationen sind schlecht planbar.
Wir haben 3 Protagonisten, die begleitet werden + Nebenpersonen. Dazu Märkte, auf der Straße, in den Minen, indoor...
10% sind gut geplante interviews und gestagete Situationen.
Wir werden voraussichtlich viel mit taking heads arbeiten.
Wie ich unsere Technik nach euren Tipps jetzt einsetzen würde?!
Kleiner Hinweis noch: Die besagte Technik ist alles, was wir noch im Team hatten. Es muss also (erstmal) nicht neu gekauft werden. Fell und Co haben wir auch.
Alle Darsteller:innen kriegen ein lavelier mit 32 bit float, aber natürlich schlecht zu monitoren.
Ein NTG 3 (auf shoulder rig) an 1. Kamera mit 32 bit recorder (ähnlich f6) - > 1. Kamera wird nah an den Darstellenden bleiben
Rode Videomic mit zoom f2 für 2. Kamera auf gimbal, da leicht, unkompliziert und mehr Umraum - > beautys, Gegenschüsse, hier und da mal ein topview o. Ä.
Immer ready für besondere, wichtige Situationen oder wenn alle beautys eingefangen sind: das ntg2 mit zoom f6 auf Angel möglichst nah an Quelle.
Dazu wie gesagt alle wichtigen mit Laveliermikrofon und 32bit.
Wie klingt der Plan für euch?
Antwort von Frank Glencairn:
Gar nicht so übel.
Mit den Lavs seid ihr schon mal auf der sicheren Seite.
Ehrlich gesagt würde ich mir die on cam mics komplett schenken (oder bestenfalls als Scratch/Notfall Track betrachten oder zum Syncen, wenn ihr keinen Timecode habt) die bringen euch eigentlich sonst nix wirklich verwertbares.
Antwort von DAF:
Piks2142 hat geschrieben:
...
Wir werden voraussichtlich viel mit taking heads arbeiten.
...
Wenn der Ton & die Aussagen vorrangig sind, könntet ihr
- wirklich drüber nachdenken, wie oben schon gesagt eine Cam weglassen und statt dessen durchgehend zu angeln. Dann halt Inserts drehen, um der Kamera bei den Interviews die Freiheit zum Positionswechsel zu geben.
Beispiel: Es spricht jemand über die schlechte Wasserversorgung = danach einen Brunnen drehen, und die Bilder in´s Interview rein zu schneiden.
- mal drüber nachdenken, ob eure (€) Möglichkeiten es hergeben, ein drahtloses Keulen-Micro (also Handmicro) für die Interviews zu nutzen, die mit nicht verkabelten (Lavalier) Personen stattfinden. Auch wenn´s altmodisch ist - bessere Qualität als einer Person ein Micro direkt "vor die Nase" zu halten geht unter den Umständen schlecht/nicht.
Denn wie Frank schon sagte: Die On-Cam Micros könnt ihr euch für Sprache sparen. Dann habt ihr z.B. auf einer Cam einen Eingang für das Drahtlos-Handmicro frei. Nur als exemplarisches Beispiel - sowas in der Art:
https://www.studiobedarf24.de/Drahtlose ... Empfaenger
Antwort von berlin123:
Gut dass ihr die Lavs habt. Was ist mit Stereo? Atmos von der Straße, den Minen etc könnte spannend sein.
Ansonsten wäre meine Empfehlung das NTG3 für alle wichtigen Aufnahmen abseits der Lavs zu nehmen. Damit hat man man im Mix hinterher die besten Optionen.
Antwort von TomStg:
iasi hat geschrieben:
TomStg hat geschrieben:
Dein Problem sind nicht so sehr die Zoom-Recorder, sondern das Rode NTG2. Letzteres ist ein regelrechter Rauschgenerator. Falls Du dumpfen muffigen Rode-Klang magst, nimm ein NTG3. Falls Du mehr auf klaren präsenten Sound stehst, entscheide Dich für ein Sennheiser MKH416. Dazu natürlich den F6.
Wer kein Rauschen mag, der geht mit dem Mikro nah an die Tonquelle ran.
Hast mal wieder nichts verstanden - oder nichts verstehen wollen.
Antwort von iasi:
TomStg hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
Wer kein Rauschen mag, der geht mit dem Mikro nah an die Tonquelle ran.
Hast mal wieder nichts verstanden - oder nichts verstehen wollen.
Schon witzig, wie jemand von "verstehen" redet, der die Grundprinzipien nicht versteht. ;)
Antwort von Darth Schneider:
Für Stereo Atmo bieten sich noch die kleinen Zoom Recorder wie z.B. der H1n oder natürlich auch die grösseren Recorder von Zoom an, da ist ein Stereo MIC schon fix eingebaut und man kann sie überall versteckt mitlaufen lassen.
Und ein NTG3 würde ich jetzt eher spezifisch nur zum den Ton zu angeln empfehlen, falls das überhaupt von Nöten ist.
Als reines Backup/Sinc/Camera Mik würde ich jetzt eher das Rode NTG empfehlen…
Ist günstiger und kompakter.
Das übrigens auch ziemlich gut tönt, und sehr universell einzusetzen ist, auch z.B. direkt am Laptop/iPad/Smartphone für spontane VoiceOver/Sprecher/Dialog Aufnahmen…
Gruss Boris
Antwort von rush:
iasi hat geschrieben:
TomStg hat geschrieben:
Hast mal wieder nichts verstanden - oder nichts verstehen wollen.
Schon witzig, wie jemand von "verstehen" redet, der die Grundprinzipien nicht versteht. ;)
Tom hat eher das Problem der Markenbrille... Alles wo Rode drauf steht kann und darf nichts taugen. Gleiches gilt für Produkte die günstiger sind als jene von Sennheiser... Die können dann bekanntlich nicht gut sein, weil das schon immer so war.
Manchmal muss man eben das nehmen was vorhanden ist und häufig ist es gar nicht so schlecht wie einige meinen... TomStg hat wahrscheinlich noch niemals überhaupt ein Rode Mikrofon in der Hand geschweige denn auf den Ohren gehabt... Außer auf YouTube Vergleichvideos. Und von EQing mag er auch nichts hören...
Zum Thema @Piks:
Die Hauptprotagonisten mit Lav und 32 Recordern auszustatten klingt doch solide - und Atmo auf den Kameras würde ich genauso immer mitlaufen lassen - als Backup oder eben für "Atmo" wenn die Kamera mal anderes zeigt als die Protas...
Ein NTG2 (wenn eben nur jenes vorhanden ist) an der Angel ist sicher besser als auf einer Kamera - wenn's aber Mangels Manpower nicht oft vorgesehen ist dann geht's eben nicht anders. Wobei du es ja genau so erwähnst und das dann auch Sinn macht es so am entsprechenden Rekorder nebst Angel zu boomen.
Zwischendrin immer Mal wieder den Ton checken - insbesondere bei autarken Lavs je nach Kleidung und Montage.
Ich würde in solchen Fällen zwar eher Funk Lavs nehmen bzw. hybride Lösungen ala Rode Wireless Goii oder DJI Mic um den Ton einerseits intern aufzeichnen,- aber auch parallel abhören zu können. Dann kann man immer noch kurzfristig reagieren wenn es zu Problemen kommt.
Lass Dich hier nicht unnötig verunsichern - Du hast wahrscheinlich mehr Equipment als die meisten hier zur Verfügung und mit solider Verkabelung und regelmäßigen Checks der Protas sollte das eigentlich auch klappen.
Antwort von Darth Schneider:
Apropos Rode Wireless Go 2, ich habe mittlerweile schon ein paar mal gelesen oder auf YouTube gehört das die Dji Version davon sogar in vieler Hinsicht noch etwas besser sein soll….
Ich Kauf mir jedenfalls dieses, nicht zuletzt wegen dem praktischen Lade Behälter mit Akku drin, wo alles drin platz hat und gleich (auch ohne Netzstrom) aufgeladen werden kann.
Und auch weil die Sender einiges kleiner sind. Abgesehen davon Backup Recording geht auch, und die internen Mics sollen sogar besser sein.
Gruss Boris
Antwort von berlin123:
Das NTG3 muffelt sicher nicht, das ist schon ein gutes Mikro. Idr zu viel Bass, aber was man zu viel hat kann man man hinterher wegnehmen. Andersrum wird es schwierig.
Als Hauptberuflicher Angler wäre das DPA 4017b in meinem Kit. Und ein CMIT 5U würde ich mir wahrscheinlich auch gönnen. Aber das NTG3 würde ich trotzdem als Backup und für bestimmte Fälle behalten. Für so eine Doku in Afrika mit unerprobten Witterungsbedingungen wäre das auf jeden Fall in meinem Koffer.
Antwort von Darth Schneider:
Wie tönt eigentlich das neuere NTG5, so verglichen mit dem NTG3 ?
Und lieber etwas zu viel als zu wenig Bass, bei gesprochenen Stimmen, finde ich jetzt.
Das NTG2 ist sicher nicht schlecht, sonst hätte Rode das Mik schon längst nicht mehr im Katalog.;)
Gruss Boris
Antwort von berlin123:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
Für Stereo Atmo bieten sich noch die kleinen Zoom Recorder wie z.B. der H1n oder natürlich auch die grösseren Recorder von Zoom an, da ist ein Stereo MIC schon fix eingebaut und man kann sie überall versteckt mitlaufen lassen.
Das ist ne Option. Im Spielfilm kann man sich ja eine passende Stereo Atmo aus dem Katalog holen. Bei einer Doku ist es evtl eine Frage der Authentizität das auch die Sounds vor Ort aufgenommen wurden? Kenne die Gepflogenheiten da nicht.
Ich hab neulich für Stereo Atmo ein DPA 4560 besorgt. Das macht Spaß aber für eine Doku geht es natürlich auch einfacher.
Antwort von Darth Schneider:
@berlin123
Eventuell wäre für zusätzliche Atmo bei Dokus, auch das Rode Stereo Video Mik Pro eine Option….?
Gleich immer auf der Kamera, dann ist der Stereo Ton, sicher authentisch..;)
Das soll sehr gut sein.
https://www.brack.ch/rode-mikrofon-ster ... o-r-518173
Kostet ja nicht viel..
Gruss Boris
Antwort von iasi:
berlin123 hat geschrieben:
Das NTG3 muffelt sicher nicht, das ist schon ein gutes Mikro. Idr zu viel Bass, aber was man zu viel hat kann man man hinterher wegnehmen. Andersrum wird es schwierig.
Als Hauptberuflicher Angler wäre das DPA 4017b in meinem Kit. Und ein CMIT 5U würde ich mir wahrscheinlich auch gönnen. Aber das NTG3 würde ich trotzdem als Backup und für bestimmte Fälle behalten. Für so eine Doku in Afrika mit unerprobten Witterungsbedingungen wäre das auf jeden Fall in meinem Koffer.
Deshalb auch der dringende Rat einen Blimp dabei zu haben. Das Rode leistet auch bei heftigem Wind erstaunliches.
Ich würde auch dazu raten, jemanden für den Ton statt für eine zweite Kamera abzustellen.
Antwort von Frank Glencairn:
rush hat geschrieben:
.. und Atmo auf den Kameras würde ich genauso immer mitlaufen lassen - als Backup oder eben für "Atmo"
Das Problem mit unkontrollierbarer Zufalls-Atmo ist halt daß sie unkontrollierbar und zufällig ist.
Für EB oder Reportagen ist das völlig wurscht, wenn man plötzlich Flugzeuge, Musik, Hunde, plärrende Kinder, Lautsprecheransagen und Kettensägen mit drauf hat, aber ab nem gewissen Qualitätsanspruch geht sowas dann halt nicht mehr (ist ähnlich wie mit sichtbaren Ansteckern).
Ich mach ja so einiges an Arte oder National Geographics Dokus (hinter der Kamera wie auch in der Post).
Wenn ich ne Atmo brauche, dann nehm ich die separat, ganz gezielt (und so kontrolliert wie möglich) mit nem entsprechenden Stereo Setup auf, statt damit leben zu müssen was mir beim Dreh gerade zufällig ins Mic brüllt. Notfalls wird das noch mit hochwertiger Konserve ergänzt.
Außerdem hat man in der Post viel weniger Arbeit, und das Ergebnis wird deutlich besser.
Das hat auch einen wahrnehmungspsychologischen Effekt - Film ist die Kunst wegzulassen, auszublenden und auf's Wesentliche zu fokussieren - das gilt nicht nur für die Kamera, sondern auch für den Ton.
Antwort von rush:
Nochmal den Titel des Threads in den Hinterkopf holen...
Low Budget Doku.
Ich sehe das daher etwas anders: es ist immer wichtig eine Atmo zu haben - und idealerweise ist das auch eine On Location Atmo aus dem Setting in dem man sich bewegt hat.
Wie gesagt: Dokumentarfilm bedeutet für mich zumindest auch möglichst authentisch unterwegs zu sein, sowohl visuell aber auch akustisch. Und das bedeutet den Sound vor Ort zu konservieren.
Wenn per se kein Budget/Manpower für 'nen Tonmenschen vorhanden ist - muss man sich eben etwas behelfen.
Du kannst die zweite Kamera ja praktisch auch hier und da als "Atmomikrofon" sehen , etwa in Szenen in denen sie nicht primär gebraucht wird... Wenn dann ein Mikro montiert ist - why not? Atmo und nebenbei Beautys ziehen - nicht die dümmste Idee, außer der Operator labert ohne Punkt und Komma die Atmo zu.
Retortenton kann man sich noch immer besorgen und entsprechend hinzu mischen... Allerdings entfernt man sich dann für meine Begriffe wieder etwa mehr vom klassischen Dokumentarfilm-Ansatz und kommt eher in den Bereich des Sound Designs und lenkt den Betrachter gezielter als es möglicherweise notwendig ist.
Hier sollte man eben im Vorfeld abwägen wo der Fokus liegt und wie sehr man durch ein entsprechendes Sound Design darauf Einfluss nehmen möchte. Wenn das Team aus welchen Gründen auch immer begrenzt unterwegs ist - müssen Lösungen her und daher würde ich immer Atmos mitlaufen lassen, selbst wenn diese vielleicht nicht perfekt sind.
Antwort von Frank Glencairn:
rush hat geschrieben:
Ich sehe das daher etwas anders: es ist immer wichtig eine Atmo zu haben - und idealerweise ist das auch eine On Location Atmo aus dem Setting in dem man sich bewegt hat.
Ja, aber im Idealfall nimmt man die halt nicht so hektisch und nebenbei während des Drehens auf (am besten noch mit Kamera Fan/Handling Geräuschen und dem Schnaufen des Kameramanns), sondern danach in Ruhe.
Die paar Minuten werden ja noch drin sein, nachdem man die Kamera abgeschaltet hat - wenigstens sollte es das einem Wert sein.
Und wie ich schon sagte spart man damit jede Menge Zeit in der Post.
Antwort von rush:
Darüber müssen wir gewiss nicht diskutieren - logisch wäre das sinnvoller es im Nachgang der Aufnahmen zu machen, aber die Realität kann manchmal eine andere sein und bestimmte Dinge sind eben auch akustisch nicht immer im Nachhinein ohne weiteres reproduzierbar.
Und glücklicherweise gibt es auch weniger schnaufende Kameramenschen und nahezu flüsterlose Kameras. Dieses Argument lass ich daher nur so halbwegs durchgehen - denn auch von einer rollenden Kamera für Tonatmo kann man sich ggfs Mal einen Meter entfernen wenn man zu sehr pumpt... ;-)
Auch mit begrenztem Budget geht einiges wenn man es denn möchte.
Antwort von Frank Glencairn:
Muß jeder selber wissen wie hoch er seine persönliche Qualitätslatte hängt.
Mir persönlich ist guter Ton halt viel zu wichtig, als das ich den mal so eben lieblos nebenbei mach, während ich mich eigentlich auf's Bild konzentrieren muß.
Außerdem hab auch nur wenig Appetit, in der Post jede Menge zusätzlicher Zeit zu verschwenden um den Ton dann irgendwie wieder hinzubiegen. Die kann ich an anderer Stelle gewinnbringender einsetzen.
Antwort von rush:
Wenn du aber allein oder auch zu zweit (zwei Kameras) bist und ein Momentum nur einmal vor der Kamera passiert, dann hast du eben weniger Möglichkeiten das ganze nochmal im Anschluss zu wiederholen, weil es dann schlicht vorbei ist.
Dann bist du auf eine Retorte angewiesen weil erst gar keine Atmo existiert. Nur die Lavs der Protas zu haben wäre mir dann zu dünn.
Mir kommt da bei Dir zu häufig der szenische Ansatz durch bei dem eine Wiederholung von Szenen normal ist.
Bei Dokumentarfilmen funzt diese Arbeitsweise aber häufig gar nicht.
Vielleicht sollten wir daher auch nochmal definieren worum es geht... Dokumentarfilm oder eher doku-fiktional bzw. ähnliche Mischformen.
Nochmals: ideal wäre natürlich ein Tonmensch der gezielt Atmos macht und sich um den Rest kümmert - aber die Ausgangslage scheint hier ja eine andere zu sein bzw. dafür niemand vorhanden zu sein.
Antwort von Piks2142:
Nochmal: WoW! Krass, wie sehr ihr euch einbringt!
Zunächst erstmal finde ich eure Einschätzungen schon mal etwas beruhigend und ich bin zuversichtlich, dass zumindest was annehmbares tonmäßig dabei rauskommen könnte (komme selbst vom Visuellen und kenne mich im Ton nur wenig aus).
Dass die 2. Kamera (ich) 90% der Zeit Ton angeln wird, kristallisiert sich auch immer mehr raus und das halte ich auch für sinnvoll. Alleine alle Lavs regelmäßig zu kontrollieren, wird ohne Funk ja schon fast ein Fulltimejob oder zumindest sehr nervenaufreibend.
Vor allem sollen die Lavs nach Möglichkeit nicht zu sehen sein, was mögliche Störgeräusche natürlich auch wahrscheinlicher macht...
Eine Keule ist deswegen aber leider auch raus (da wird das Filmen selbst zu sehr Thema)
Entsprechend fände ich es sehr gut und wichtig, auch den entsprechenden Ton von dort zu nehmen. Ich finde zwar, dass der Begriff der Authentizität in Dokumentationen allenfalls ein angestrebtes Ziel, aber niemals wirklich vorhanden ist. Trotzdem möchte ich es so gut es geht versuchen.
Die "internen" Diskussionen habe ich nur so am Rande verstanden :-P
Die besagten DJI und Rode Funkvarianten finde ich absolut heiß, aber für dieses Projekt ist es leider noch nicht drin, genau wie sämtliche Mikros von DPA :') .... irgendwann....
Das NTG kannte ich gar nicht. Klingt aber nach einer sehr guten Option für mich, wenn ich mal ganz allein und handlich unterwegs bin. Danke!
Atmos werden wir von jedem Ort am Ende immer nochmal möglichst kontrolliert als Backup aufnehmen, auch wenn wir den Aspekt in der Vorbereitung bis jetzt leider vernachlässigt haben. Meinen H1n habe ich leider gerade verkauft....
Ein NTG2 und NTG3 ein paar Minuten y-förmig zu halten, macht wahrscheinlich wenig Sinn, mindestens da unterschiedliche Mikrofone, nicht wahr?
Mal schauen, was ich noch auftreiben kann!
Weil es nochmal aufkam:
Unser Team ist recht bunt gewürfelt. Regie macht ein Künstler, der viel mit Film arbeitet, dabei immer wieder Fiktionale Elemente staged und mit dokumentarischen Elementen kombiniert, um Rollen aufzubrechen und so gewissermaßen authentischer zeigen zu können, als es "normale" Dokumentation könnte.
Die erste Kamera ist professioneller und hauptberuflicher Dokumentarfilmer aus der Schweiz. Wir werden uns erst vor Ort sehen.
Ich bin eigentlich Lehrer, habe Kunst studiert und habe vorher viel Mocumentary gemacht. z.B. diese Filme, die von, mit und über mir/mich gemacht sind:
https://www.youtube.com/@randblick-dokumentationen
(Die Firma gibt es übrigens nicht. So tief geht das faken dann doch manchmal o.0 )
Bei diesem Projekt bin ich vor allem Dienstleister und entsprechend wird es 80% so authentisch wie möglich sein und ca. 20% mit Regieanweisungen, gestageten Szenen, dann aber meist sehr artifiziell, kein "oh, das war schön. Mach das nochmal." o.Ä.
Antwort von berlin123:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
@berlin123
Eventuell wäre für zusätzliche Atmo bei Dokus, auch das Rode Stereo Video Mik Pro eine Option….?
Gleich immer auf der Kamera, dann ist der Stereo Ton, sicher authentisch..;)
Das soll sehr gut sein.
https://www.brack.ch/rode-mikrofon-ster ... o-r-518173
Hab ich nie im Einsatz gehört.Ich würde es für kommerzielle Projekte aber nicht anschaffen, das Eigenrauschen ist mit 18dba auf dem Level des Oktava mk012, und das rauscht mir zu viel bei sehr leisen Aufnahmen. Ich hab auch früher keine guten Erfahrungen mit dem Videomic pro Mono gemacht. Klanglich ok, aber der An-Aus Schalter hinten fiel irgendwann einfach ab.
Das ist immer so eine Sache mit Consumer Geräten. Wenn ich es hätte würde ich es mitnehmen. Aber Neukaufen nicht mehr, v.a. für Auftragsjobs wo die Leute gutes Equipment erwarten.
Die Handheld H Recorder von Zoom sind auch nicht das gelbe vom Ei, aber da gibt’s meines Wissens außer dem eingestellten Sony PCM D100 keine richtig professionelle Alternative,
Der Sony wäre auch prima für Stereo Ambience, aber nur noch gebraucht zu haben und die Preise mangels Alternativen jenseits von gut und böse,
Antwort von Frank Glencairn:
rush hat geschrieben:
Wenn du aber allein oder auch zu zweit (zwei Kameras) bist und ein Momentum nur einmal vor der Kamera passiert, dann hast du eben weniger Möglichkeiten das ganze nochmal im Anschluss zu wiederholen, weil es dann schlicht vorbei ist.
Dann bist du auf eine Retorte angewiesen weil erst gar keine Atmo existiert. Nur die Lavs der Protas zu haben wäre mir dann zu dünn.
Mir kommt da bei Dir zu häufig der szenische Ansatz durch bei dem eine Wiederholung von Szenen normal ist.
Bei Dokumentarfilmen funzt diese Arbeitsweise aber häufig gar nicht.
Also ich hab jede Menge Dokus gemacht, deshalb kann ich das eigentlich recht gut von einem Spielfilm Dreh unterscheiden.
Was ich allerdings (bewußt) nicht mache ist EB/Reportagen, Magazinbeiträge und ähnliches - eben weil ich da nicht die Qualität abliefern kann, die ich möchte.
Für ne Atmo muß man gar nix widerholen. Wenn ich ne Basar Atmo brauch stell ich mich an ne Ecke und nehme 5 Minuten auf und fertig.
Unsere Dokus sind oft ein ganzes Jahr im voraus minutiös geplant. Ich weiß lange vorher schon wo ich an welchem Tag um welche Uhrzeit bin, wie es da aussieht, wen ich treffe, was der macht und was ich drehen muß - da passiert nicht viel unvorhergesehenes.
Ganz allgemein gesagt, gibt kein Zuschauer auch nur einen Pfifferling auf die "Authentizität" deines Tones, wenn er scheiße ist.
Nehmen wir doch mal das Basar Beispiel des OT.
Du drehst ne Szene (mit on Camera Mic), und machst danach nochmal nen anderen Winkel oder nen Anschluß.
Mittlerweile ist aber der Kupferschmied der in der ersten Szene noch auf seinen Kannen rumgedängelt hat in Mittag gegangen, währen die Mopedwerkstatt dafür den Kompressor angeschmissen hat, oder du drehst auch nur 50 Meter weiter mit er völlig anderen Soundkulisse.
Wenn du die beiden Szenen jetzt aneinander schneidest hast du einen akustischen Bruch, der vom Bild nicht erklärt wird. Jetzt kannst du dich hinsetzen und versuchen das ganze in der Post irgendwie zu überblenden oder sonstwie hinzufummeln das Problem bleibt aber.
Und das ist nicht nur bei solchen Extrembeispielen der Fall. Wenn du in einer Szene mit verschiedenen Schnitten keine durchgängige Atmo hast, fällt das immer unangenehm auf - um nicht zu sagen auseinander. Eine durchgängige Atmo aus einem Guss, bindet deinen ganze Schnitt der Szene an einer Location zusammen (so wie der Teppich des Dude den Raum).
Von den Phasenproblemen mit den Lavs durch verschiedene Laufzeiten möchte ich erst gar nicht anfangen - alles zusätzliche Arbeit
Antwort von rush:
Das wird jetzt vermutlich etwas zu kleinteilig @Frank und ich weiß was du meinst bzw worauf Du hinaus möchtest.
Dennoch könnte man auch sagen: wenn du vorher den klöppelnden Kupferschmied mehrfach im Bild hast - später bei der anschließenden autarken Tonaufnahme aber gar nicht mehr hörst, weil er Mittag macht - passt das auch nicht so ganz zusammen.
Daher möchte ich das an dieser Stelle auch gar nicht weiter vertiefen - es gibt da ganz einfach unterschiedliche Philosophien und Herangehensweisen und eben situationsbezogene Cases die keine nachträgliche Aufnahme ermöglichen weil das akustische Event dann gelinde gesagt vorüber ist und ein "nochmal Bitte" nicht geht.
On-Camera Mic bedeutet zudem nicht automatisch das man die Kamera nicht auch Mal länger in einer festen Einstellung rollen lassen kann für Atmo... Du verbindest das eher mit wilden Schwenks und schnaufenden Operatoren.
Wenn der F6 mit dem NTG2 hier nun gar den Vorrang bekommt - ist das doch keine schlechte Atmo Grundlage um zurück zur Ausgangsfrage zu kommen.
Belassen wir zwei es an dieser Stelle dabei würde ich sagen :-)