Das Zusammenspiel Brennweite - Squeezefaktor

Wer selbst einmal mit anamorphotischen Optiken experimentieren will, sollte sich zuvor etwas mit den Gesetzen dieser gestalterischen Stauchung vertraut machen - alleine schon um ungewollte Effekte oder Fehlinvestitionen zu vermeiden.


Da es gerade bei Brennweiten etwas verwirrend werden kann, fangen wir am besten an diesem Punkt an. Anamorphotische Objektive haben wie normale Objektive Brennweiten plus einen Stauchfaktor (engl. Squeeze Factor). Anamorphotische Adapter haben dagegen nur einen Stauchfaktor und erweitern als Aufsatz ein bestehendes Objektiv um den entsprechenden Squeeze-Faktor.



Der Squeeze-Faktor beschreibt, wie stark das Bild horizontal gestaucht wird (1.33x bis 2.0x sind hier die Grenzen typischer Werte). Der Squeeze-Faktor hat somit eine direkte Auswirkung auf den horizontalen Bildwinkel des Objektivs. Will man wissen, wieviel Bildwinkel man mit einer vergleichbaren sphärischen Optik erzielen würde, kann man dies direkt umrechnen, indem man die Brennweite durch den Stauchfaktor teilt:



Ein 50mm Anamorphot mit einem Squeeze-Faktor von 2.0x erfasst in der Bildbreite ebenso viel von einem Motiv wie ein "normales" sphärisches 25mm Objektiv (=50mm/2,0).



Ein anamorphotischer 1,33x Adapter vor einem 35mm Objektiv hat den gleichen horizontalen Bildwinkel wie eine hypothetische 26,3mm Optik (35mm/1,33).



Natürlich hängt der konkrete Bildwinkel in beiden Fällen immer noch vom Bildkreis des Objektivs ab (also ob es Vollformat, S35 oder noch weniger abdeckt). Aber das Verhältnis des Squeeze-Faktors beim Bildwinkel bleibt immer konstant, d.h. der Squeezefaktor erweitert den horizontalen Bildwinkel der Brennweite immer im selben, konstanten Verhältnis.




Zwei Brennweiten in einer Optik?

Und hier wird es nun leicht kurious: Weil wir nun eine Optik mit zwei verschiedenen Bildwinkeln (horizontal und vertikal) haben, verhält sich diese auch in einigen Dingen wie eine Optik mit zwei Brennweiten. Deswegen muss jeder Anamorphot immer gegen seinen impliziten Astigmatismus ankämpfen. Denn der horizontale Schärfepunkt liegt ohne weitere Korrektur meist in einer anderen Ebene als der vertikale Schärfepunkt. Aus diesem Grund haben (besonders ältere) Anamorphoten zwei Schärferinge (Dual Focus). Neuere Objektive gleichen diese zwei Schärfepunkte durch aufwändige Linsenverschiebungen über einen einzigen Fokusring an.



Tatsächlich ist sogar das gesamte Schärfentiefen-Verhalten in den zwei Ausrichtungen unterschiedlich, was nach unserer Meinung primär zum "Anamorphen Look" beiträgt und digital kaum zu simulieren ist.



Nebenbei erwähnt sind die zwei Brennweiten auch der Grund für das ovale Bokeh (und nicht wie oft vermutet die meist ovale Blendenöffnung). Die Erklärung hierfür ist keineswegs trivial, aber es gibt online einen wunderbaren Versuch von Filmmaker IQ das ganze einigermaßen verständlich zu veranschaulichen:






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